40. jähriges Jubiläum


Rückblick und Rede, anlässlich zum 40. Jubiläum des Gartenbauvereins, geschrieben und vorgetragen am Festabend 19.09.1987 von Josef Schafnitzel (Gründungsmitglied) 

Josef Schafnitzel beim Vortragen seiner Rede 1987 im Festsaal der Gaststätte Miller, Nordendorf

Untermalt wurde die Gründungsversammlung durch eine Gesangsgruppe, dem sogenannten harten Kern des später gegründeten Gesangvereins.

Was hat man sich doch erträumt bei der Gründung. Aber nicht der ist arm, der sich keinen Jugendtraum erfüllt hat, sondern der schon in der Kindheit von nichts träumte. In der Regel dient ein Verein hauptsächlich dazu, die 3 Säfte der menschlichen  Seele als da sind: Standesbewußtsein, Untertanengehorsam und Habgier zu fördern. Ausgehend von dieser Definition war und ist die Abwicklung und der Ablauf und das Vereinsgeschehen immer wieder gleich. Vom Zusammenwirken der Vorstandschaft hängt das Wohl und Wehe des Vereins ab.

Mißklänge wird es sicher immer und überall geben und nur unser ist die Schuld, wenn wir sie übermäßig empfingen. Seien wir doch Optimisten, zwar nicht überzeugt, daß alles gut gehen wird, aber auch davon überzeugt, daß nicht alles schiefgehen wird.

Mag nun sein – es war 2 Jahre nach Kriegsende – daß nach großen Zerstörungen jedermann beweisen will, daß er unschuldig war, auf jeden Fall war mit eine Triebfeder für eine Vereinsgründung die Tatsache, daß die Beschaffung von Fressalien für sich selbst und auch für die damals einströmenden Flüchtlinge u.s.w. Vorrang hatte. Man Konzentrierte sich damals (man könnte auch sagen: man beschränkte sich) auf solche Schweinereien, die mit Messer und Gabel zu bewältigen waren. Auch der neu gegründete GBV organisierte für Haus- und Anthrazitschlachtungen eine Dosenmaschine, die von wechselndem Personal (Kreszentia Anwald, Karl + Anton Lunzner, Oswald Lambert) im Auftrag des Gartenbauvereins dem Kassierer Josef Bayer den Grundstock für das Vereinsmögen brachten.

Die 1 Ltr. - Dose kostete DM -,65, die 1 ½  Ltr. - Dose kostete DM -,75, Deckel und vorschneiden á   DM -,05, das zubördeln á Dose DM -,10.

Dem Verein blieben jährlich aus dieser Tätigkeit ca. DM 40,- Reingewinn, ein Betrag den heute 1 x auszugeben, einem Jugendlichen keine Probleme bereitet.

Das 2. Standbein war die Mostpresse, die ein Senioren – Besitzerclub bestehend aus den Volkssturm – Männern: Josef Frey, hinterer Josef Wenger, Anton Schaller, Anton Anwald, Anton Lunzner, Josef Schafnitzel, dem Verein überließ. Was wurde doch damals alles verarbeitet! Apfelsaft, Syrup aus Zuckerrüben zum Brotaufstrich, Most/+ Schnaps wurde gebrannt. Die Presse stand zusammen mit einer Wehrmachts – Feldküche beim Bürger Josef. Überschrift: Es war romantisch; jedoch heute fast unvorstellbar.

Die Kindheit des GBV war nicht immer sorgenlos und unkompliziert. Aber so ist es nun mal im Leben, im Verlauf der Jahre kompliziert es sich mit vielen, vielen Kleinigkeiten von selbst derart, daß am Ende nach 40 Jahren alles wieder einfach erscheint. Morgen für Morgen erscheint die Welt neu.

Auch beim 1. Vorstand Anton Lunzner tat sich was Unvorhergesehenes: Er verliebte und verheiratete sich. Was tat der GBV? Er spendierte großzügig ein Bowlen – Service, was den Reinertrag von 3 Jahren Blut- und Leberwurstdosen – Verschluß – Tätigkeit auffraß. Das Service war allerdings Fabrikationsware aus den letzten Kriegstagen. Durch die vorgenommene Zweckentfremdung: Man trank aus diesen Gläsern Tonis viel zu frühe Spätlese von seinen unveredelten Apfelbäumen, litt das Dekor. Entweder war sein Saft zu stark, oder sein Spülwasser bzw. seine Spülerin zu aggressiv, die Gläser bekamen Sprünge. Ich will ja niemand diffamieren, obwohl es manchmal juckt, ich habe keine waffenscheinpflichtige Gosch’n, aber Vorstand Lunzner setzte im Ausschuß damals dann auch fest, daß künftig nur noch Vorstand werden darf, wer bereits verheiratet ist,  um die Vereinskasse und die Glas-Industrie zu schonen.

Es folgten Jahre des Aufbaues. Vorstand Lunzner vernachläßigte sein frisch angetrautes Weib, seine Landwirtschaft und seinen Forst und war zu sehr günstigen Konditionen als Bäumleschneider unterwegs. Auch die Leute wurden anspruchsvoller. Im Verlauf der Jahre vergaß manches Mitglied nur dadurch seine Pflichten, weil es stets nur an seine Rechte dachte. Unser Anton dachte gleichfalls nach 17 Jahren an seine sich vergrößernde Familie, dankte ab und übergab 1964 das Vereinszepter an Herrn Nikolaus Strupf. Es begann, wie bei jedem Vorstandswechsel üblich, wieder ein intensiveres Vereinsleben. Niko Strupf verstand es auf seine ruhige, verbindliche Art Pflichtbewußtsein und Vereinswohl zu paaren. Mit seinem Springgerät auf dem Rücken sah man ihn im ganzen Dorf unterwegs. Die Nordendorfer Rosen blühten und gedeihten, sein fachmännischer Rat war gefragt. Seine Versammlungen und Ausflüge waren auf ihre Art harmonisch und familiär. Was diese beiden Vorstände für den Verein getan haben, wurde auch durch die Auszeichnung zu Ehrenvorständen gewürdigt.

1973 erfolgte die selbst gewünschte Ablösung durch den neuen Vorstand Josef Rott. Auch dieser ging mit viel Idealismus und persönlichem Arbeitseifer ans Werk. In seine Aera fällt die Gestaltung der Neubausiedlung, der Kastanienbaum – Unfall oder Umfall (je nach Blickwinkel) die Kindergarten – Pflanzung usw. Auch hier bewahrheitete sich nach 7 Jahren die allerortens feststellbare Tatsache, daß Idealismus nicht übertragbar oder ansteckend ist. Wenn man zumindest viel immer nur allein machen muß, erlahmt der Eifer und das Engagement. Josef Rott dankte ab, die notwendige Neuwahl 1980 erbrachte eine teilweise völlig neue Vorstandschaft. Im Protokoll steht unterm 19. April 1980: Der Gartenbau – Verein hat eine neue Vorsitzende, es ist Frau Erika Müller. Auf Vorschlag von Herrn Rott wurde der Ausschuß auf 8 Personen erhöht, um den Einzelnen zu entlasten.

Die Vergangenen 7 Jahre brachten weiter beachtliche Fortschritte. Wir haben – so meine ich – derzeit einen personellen Vorstands – Ausschuß der Luxusklasse, den sich ein so kleiner, armer Verein des Gartenbaus eigentlich gar nicht leisten könnte.  Dieses Team – die Ausstellung beweist es – hat zusammen mit seinen vielen Helfern was Einmaliges geschaffen. Der GBV ist zwar nicht der größte, aber zumindest der großartigste Verein.

Zum Abschluß noch ein Wort zu den in jedem Verein vorhandenen Besserwissern: Die Bibel gebietet uns, unsere Nächsten zu lieben und auch unsere Feinde zu lieben, wahrscheinlich deshalb, weil es in der Regel die gleichen Leute sind. Es fällt sicherlich – zumindest den Mitdenkenden – einige Male schwer, die Vorstellungen und die Anweisungen eines Chef’s oder eines Vorstandes nach ihrem objektiven Wert einzuschätzen, wenn sie den eigenen Plänen und Wünschen entgegenstehen. Aber die Vergangenheit läßt sich nicht dadurch verleugnen, daß man sie anklagt.

Immer nur lächeln, denn lächeln ist die eleganteste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen.

Jeder Einzelne ist dem GBV freiwillig beigetreten und nachdem ich nun selbst 40 Jahre mitgewandert bin, sträube ich mich – und ich hoffe sie Alle – diesen Beitritt für eine Laune zu halten. Wir brauchen diesen Verein heute mehr als gestern und weniger als morgen. Der GBV hat mir in den letzten Jahrzehnten viel und manches gegeben. Mir ist wohl – möge es so bleiben – und möge unsere Erika und alle ihre Mithelferinnen und Helfer die Arbeit der letzten Jahre und hauptsächlich der letzten Monate nicht umsonst getan haben.

Der Dank des Vaterlandes und der Gemeinde wird euch immer nacheilen. Sollte er euch trotzdem nicht erreichen, wäre dies nicht die 1. Geschichte, die in die Geschichte eingeht.

Wortgetreu übernommen